Versorgungssicherheit und Naturschutz für den Rems-Murr-Kreis

Bei meinem landwirtschaftspolitischen Vesper mit Martina Braun auf dem Micheleshof in Leutenbach-Heidenhof durfte ich rund 50 Gäste begrüßen. Die lebhafte und trotzdem sehr sachliche Diskussion gab mir viele Anregungen und Ideen für meine Arbeit als Landtagsabgeordnete.

Hier ist unsere Pressemitteilung zu der Veranstaltung:

„Die Erzeuger unserer Nahrungsmittel verdienen unsere größte Wertschätzung“, begrüßte Swantje Sperling am Freitagabend rund 50 Gäste in der Kartoffelhalle der Landwirtsfamilie Häußermann. Die Grüne Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Waiblingen hatte auf den Micheleshof in Heidenhof zum Dialog mit der Landwirtschaft eingeladen.

Mit auf dem Podium waren Martina Braun, stellvertretende Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, sowie Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbandes und Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems. Für die Gemeinde Leutenbach begrüßte der stellvertretende Bürgermeister Erwin Schmidt.

Zentrale Themen der Diskussion waren die Biodiversität, der Bürokratieabbau sowie die Attraktivität von Berufen in der Landwirtschaft. Landtagsabgeordnete Martina Braun, Bäuerin auf einem Schwarzwaldhof, stellte das baden-württembergische Biodiversitätsstärkungsgesetz vor, das 2020 zusammen mit den Landwirtschafts- und den Naturschutzverbänden auf den Weg gebracht worden ist. Bis 2030 soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Land halbiert werden; eine einzelbetriebliche Verpflichtung gibt es dabei nicht.

Der Verlust der Artenvielfalt werde, so Maurer, oft ausschließlich der Landwirtschaft zugeschrieben. „Wir Landwirte sind Zukunftsbauer und denken über Generationen. Natur- und Umweltschutz spielen bei uns eine entscheidende Rolle, weil wir auf eine funktionierende Biodiversität angewiesen sind.“ Genannt wurden als weitere Faktoren beispielsweise Lichtverschmutzung, Industrie, Verkehr, kurz gehaltener Rasen und das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln in Privatgärten. Seine Forderung: „Wir müssen ganzheitlich denken.“ Sein Betrieb nehme zum Beispiel am F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) teil.

„Das Land unterstützt beim biologischen Pflanzenschutz und dem Einsatz vom Nützlingen“, versicherte Martina Braun. Sie vertraue aber auch auf die Innovationskraft der Landwirtschaft, so die Politikerin aus dem Südschwarzwald. Eindrucksvoll hatte Landwirt Michael Häußermann am Nachmittag bei einer Felderbegehung gezeigt, wie er mit Mulchen auf dem Kartoffelfeld experimentiert, um Wasser und Pflanzenschutzmittel einzusparen. Der Micheleshof der Familie Häußermann ist zudem seit 2022 Demobetrieb im Netzwerk für Biodiversität des Regierungspräsidiums Stuttgart.

„Wir müssen bio und konventionell zusammendenken“, darin waren sich Jürgen Maurer und Martina Braun einig. Das Verhältnis von Landwirtschaft und Naturschutz habe sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Martina Braun führte den Strategiedialog Landwirtschaft an, der im September 2022 begann und Mitte 2024 enden wird. Mit ihm bringt die Landesregierung die relevanten Akteure zusammen und sucht nach Wegen zum Wohl von Landwirtschaft, Naturschutz, Ernährungswirtschaft, Handel sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern. Auch wenn die Landesregierung die ökologische Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 ausbauen will, werden 70 Prozent der Betriebe weiterhin konventionell arbeiten – „das ist die Realität, die wir in unsere politische Arbeit einbeziehen müssen“, so Braun.

„Ich will nicht, dass Sie mehr Zeit am Schreibtisch als auf ihrem Schlepper verbringen“, fasste Swantje Sperling die Forderung nach Bürokratieabbau zusammen. Jürgen Maurer nannte die vielen Regelungen kontraproduktiv, mit denen die Landwirtschaft konfrontiert ist.

Klar wurde an diesem Abend, dass der Austausch wichtig ist und die großen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigt werden können. Die beiden Landtagsabgeordneten nahmen nicht nur Anregungen, Ideen und Kritikpunkte mit in den Landtag, sondern auch Einladungen, demnächst auf dem Hof mit anzupacken – bei der Kartoffelernte ist Swantje Sperling bereits fest eingeplant.