Frau Holle, die Wilde Jagd und schwäbisches Brauchtum: Raunächte-Führung in Waiblingen

Pressemitteilung: Ausgerüstet mit seinem „Raunachts-Überlebens-Kit“, einer mit verschiedenen Utensilien gut gefüllten Umhängetasche, startete der Waiblinger Stadtführer, Autor und Brauchtumsführer Wolfgang Wiedenhöfer die Raunächte-Führung am 30. Dezember. Über Zwei Stunden zog er mit Sagen, Legenden und kurzweiligen Geschichten über alte und längst vergessene Bräuche die rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann. Die Raunächte, das sind die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem 6. Januar. In der Zeit dazwischen passiert laut Volksglauben so allerhand. Eingeladen hatte die Waiblinger Landtagsabgeordnete Swantje Sperling. „Diese Führung hat inzwischen schon Tradition“, begrüßte sie die Anwesenden. „sie ist zu einem festen Bestandteil meiner alljährlichen Veranstaltungen geworden. Ich bin auch dieses Jahr wieder total überwältigt von dem großen Interesse, auf das diese Raunächte-Veranstaltung bei den Menschen hier in Waiblingen trifft.“

Wiedenhöfer erzählte dann auf den Stufen der Michaelskirche von besonderen Nächten in der Weihnachtszeit. Laut Volksglaube könne einem abends das Geistwesen Wode auf seinem achtbeinigen Schimmel begegnen, samt seinem lauten Gefolge, der Wilden Jagd, die sich mit viel Getöse schon von weitem ankündigt. So hatten die Menschen Zeit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, damit sie keinen Schaden davontrugen. Auch das Geheimnis des Kochlöffels aus dem „Raunachts-Überlebens-Kit“ wurde gelüftet. Sein Zweck – das Erkennen von Hexen an Weihnachten. Wenn man beim Weihnachtsgottesdienst durch das Loch dieses speziell vorbereiteten Kochlöffels schaute, war es der Sage nach möglich, alle in der Kirche anwesenden Hexen zu erkennen. „Sie kehren dem Pfarrer den Rücken zu und tragen einen Melkkübel auf dem Kopf“, so Wiedenhöfer. Und selbstverständlich verriet er auch, wie man den Folgen der Hexensichtung entkommen konnte.

Auch die tröstliche Sage von Frau Holle und der Müllersfrau, die einst in einer Mühle an der Rems lebte und ihr Kind kurz nach der Geburt verloren hatte, fehlte nicht in dem bunten Reigen der Geschichten über die Rau- und Losnächte. Nachzulesen auch in Wiedenhöfers Buch „Winter, Weihnacht, wilde Nächte: Schwäbisches Brauchtum, Volks- und Aberglaube zum Jahreswechsel“.

Auf Spurensuche zwischen heidnischem Brauchtum, uralten Überlieferungen, protestantischen Zwängen und profanem bäuerlichen Aberglauben, traten die Zuhörerinnen und Zuhörer ein in die Zeit des Wandels, Übergangs und Neubeginns und blickten in eine geheimnisvolle, mythische Welt.

“Für das neue Jahr wünschen wir uns vor allem Frieden und Zusammenhalt,” betonte Sperling am Ende und lud anschließend zu Punsch und Kuchen in ihr Grünes Wahlkreisbüro ein.

Foto: Thomas Renz Foto: Thomas Renz
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