Lehren und Forderungen aus der Hochwasserkatastrophe im Rems-Murr-Kreis

Ehrenamt ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Für das Blaulicht-Ehrenamt gilt dies besonders. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, jedes Jahr zum Blaulichtabend einzuladen. 2024 habe ich aufgrund der dramatischen Hochwasserereignisse zwei Blaulichtabende veranstaltet. Hier meine Pressemitteilung zum 7. November:

Auf Einladung der Grünen Landtagsabgeordneten Swantje Sperling ließen Vertreter verschiedener Hilfsorganisationen die Hochwasserkatastrophe im Rems-Murr-Kreis Anfang Juni noch einmal Revue passieren und fassten ihre Erfahrungen zusammen: Die Stimmung sei surreal und merkwürdig gewesen, sagte Markus Mulfinger, der Einsatzeiter des DLRG Bezirks Rems-Murr. Und er beschrieb die Hilflosigkeit der Einsatzkräfte, wenn sie, wie in Rudersberg geschehen, eingeschlossen sind und nicht mehr durchkommen. „Mit dem Gefühl musst du erst mal umgehen.“

Sperlings Einladung zum zweiten Blaulichtabend dieses Jahr ins Feuerwehrmuseum in Winnenden waren rund hundert Gäste gefolgt. Der sonst jährlich stattfindende Abend soll an erster Stelle die Wertschätzung für die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zum Ausdruck bringen, so Sperling. „Das Ehrenamt ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Und etwas ganz Besonderes ist das Blaulicht-Ehrenamt.“

„Dank unserer engen und guten Zusammenarbeit konnten wir den bisher größten Einsatz im Rems-Murr-Kreis gemeinsam erfolgreich bewältigen. Was die Leute geleistet haben, war phänomenal“, bezeichnete Sven Knödler, Geschäftsführer des DRK Rems-Murr, den Einsatz als überaus engagiert. Ebenso wie er unterstrich auch Steffen Hoffmann vom THW Ortsverband Backnang, dass die Einsatzkräfte trotz körperlicher und psychischer Erschöpfung nicht aufgegeben haben. Florian Hambach von den Maltesern Rems-Murr wies auf die frühzeitige Alarmierung hin, weshalb viele Einsatzkräfte schnell vor Ort sein konnten. Für Sicherheit habe an dem Abend gesorgt, dass Landrat Sigel frühzeitig die außerordentliche Einsatzlage ausgerufen hat.

Notfallseelsorger Manuel Stemmler, der sich um Opfer und Helfer kümmerte, warf einen anderen Blick auf die Geschehnisse. Es sei wichtig gewesen, sichtbar zu sein und niedrigschwellige Angebote für die Betroffenen zu machen. „Wir vermitteln psychosoziale Sicherheit und leisten emotionale Stabilisierung in solchen Situationen. Die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen für die Bewältigung solch belastender Ereignisse kann man gar nicht hoch genug schätzen.“ Er betonte die gute Zusammenarbeit mit den psychosozialen Einsatzkräften in der Blaulichtfamilie.

Die Experten formulierten aber auch ganz klare Forderungen. Eine davon: weniger Bürokratie, die alle als sehr belastend empfinden. Eine weitere Forderung ist die dringend notwendige Modernisierung des Katastrophenschutzes, der sich in den letzten Jahrzehnten im „Dornröschenschlaf“ befunden habe, so Dr. Frank Knödler. Der Präsident des Landes-Feuerwehrverbandes forderte: „Wir müssen Katastrophen- und Bevölkerungsschutz machen, der sich auch mit Planung befasst: Was sind unsere Schutzziele, welche Ressourcen haben wir und wer zahlt den Katastrophenschutz?“ Diese Fragen müssten politisch beantwortet werden und „die Politiker müssen auch die Ressourcen bereitstellen.“

Gezielte, auch internationale, Übungen, die strategisch ausgerichtet sind, gehören zu Knödlers weiteren Forderungen. Mit seinen Anliegen rannte er bei Andrea Schwarz, der Expertin für Bevölkerungsschutz der Grünen Landtagsfraktion, offene Türen ein. Die Abgeordnete appelliert aber auch an die Bevölkerung: „Wenn sich viele Menschen auch selbst vorbereiten würden und sich selbst helfen können, entlastet dies unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Dann haben diese mehr Ressourcen, sich um diejenigen zu kümmern, die es am dringendsten brauchen, etwa alte, zu pflegende oder verletzte Mitmenschen.“ In diesem Zusammenhang dankte sie den zahlreich anwesenden Einsatzkräften für ihren selbstlosen Einsatz rund um die Uhr. „Katastrophenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, betonte die sie abschließend.

Gemeinsame Präsentation von DRK, DLRG und Malteser:

2024_11_07_Präsentation Blaulichtdialog

Fotos vom Abend: