Warum Gleichberechtigung in der Arbeitswelt die Voraussetzung für Gerechtigkeit ist, war Thema meines zweiten frauenpolitischen Frühstücks, zu Gast war Sarah Heim. Hier unsere Pressemitteilung: Frauen verdienten im Jahr 2023 bundesweit immer noch 18 Prozent weniger als Männer; in ganz Baden-Württemberg inklusive dem Rems-Murr-Kreis beträgt die Lohnlücke sogar 22 Prozent. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle, die Fachwelt nennt es Gender-Pay-Gap, war Thema beim zweiten Frauenpolitischen Frühstück im Café Zeitgeist in Fellbach, zu dem die Grüne Landtagsabgeordnete Swantje Sperling jüngst eingeladen hatte. Der Titel der Veranstaltung: „Ohne Frauen steht die Welt still.“
Referentin war Sarah Heim vom Landesvorstand der Grünen, die vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern über die mangelnde Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt sprach. Sie betonte gleich eingangs: „Finanzielle Gleichberechtigung ist ein hohes Gut und sie beeinflusst auch andere Bereiche der Gleichberechtigung. Da müssen wir noch mehr machen.“
Dass die Männer gefordert sind, wenn es um Gleichberechtigung in der Arbeitswelt geht, machte Sperling deutlich. Man müsse, so die Grünen-Politikerin, gemeinsam mit den Männern das Thema Gleichberechtigung und Teilhabe bearbeiten, „denn es braucht die Männer, die bei der Arbeit unterstützen“.
Auch in politischen Gremien, so Sperling, gebe es noch ein deutliches Missverhältnis von Frauen zu Männern. Kinderbetreuung bei Gemeinderatssitzungen oder digitale Ratssitzungen nannte sie als ganz konkrete Maßnahmen, um Frauen die Teilhabe an der Kommunalpolitik zu ermöglichen. „Die Kommune kann ein Hort für gesellschaftlichen Wandel sein, wir können in den Kommunen einen Kulturwandel starten“, so Sperlings Überzeugung. In diesem Zusammenhang wies sie auf die gemeinsame Kampagne des Städtetags Baden-Württemberg mit der Landesregierung hin. Deren Ziel ist es, mehr Frauen für eine Kandidatur für das Amt der (Ober)Bürgermeisterin zu begeistern. In Baden-Württemberg gibt es nur fünf Oberbürgermeisterinnen, so die kommunalpolitische Sprecherin Sperling.
In der Wirtschaft zeige sich ein ähnliches Bild: Es gibt zu wenig Frauen in Führungspositionen. Aufstiegschancen für Frauen oder die Möglichkeit in einer Doppelspitze als Teilzeit-Führungskraft tätig zu sein, seien noch immer ein Problem, so Sarah Heim. Ihre Forderung: Noch mehr flexible Arbeitszeitmodelle und Frauenquoten für unterschiedliche Führungsebenen, ebenso die Abschaffung des Ehegattensplittings. Und, ganz klar, mehr finanzielle Gleichberechtigung: „Soziale Berufe, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt sind, müssen finanziell aufgewertet werden.“
Häufiger befristete Arbeitsverhältnisse und ein überproportional großer Anteil bei Teilzeitjobs seien weitere Merkmale der gegenwärtigen Situation für Frauen am Arbeitsmarkt. In der Konsequenz führe die Tatsache, dass Frauen während ihres Arbeitslebens oft weniger verdienen als Männer, zur typisch weiblichen Altersarmut. Allein in Baden-Württemberg erhalte mehr als die Hälfte der Frauen weniger als 850 Euro Rente im Monat, gibt Sarah Heim zu bedenken.